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Beitrag vom 28.04.2003
Anja Naumann-Jenssen
Sharon Adler
"what is the secret"?
Anja Naumann-Jenssen
AVIVA-BERLIN im Gespräch mit der Gründerin der Medienservice Agentur
all around music.berlin.
Nach einer schweren Gehirnblutung kämpft sie darum, ihren Traum weiter verwirklichen zu können, wieder auf die Beine zu kommen und alles von ihr Geschaffene zu erhalten. Nach zwölf Jahren Presse-Promotion für PolyGram in der Funk- und TV- Branche, und als Event- und Musikredakteurin bei Radio Eins hat sie sich 1999 zwei Fahrgastschiffe gekauft. Sie baute dort Büros, ein High-Quality Tonstudio und ein Eventdeck ein und startete mit dem Musikverlag
all around music.berlin.
Vor einem Jahr, genauer am 8. Mai 2000 ist sie morgens nicht mehr aufgewacht. Diagnose: Subarachnoidalblutung aufgrund von Aneurisma, einfacher: Gehirnblutung. Besonders Frauen zwischen 20 und 40 Jahren sind von der Krankheit betroffen. Sie lag sechs Wochen im Koma und erwachte schließlich ohne Gedächtnis, halbseitig gelähmt und konnte nicht mehr sprechen.Die folgenden sieben Monate verbrachte sie in Krankenhäusern und Rehakliniken.
Mit ungeheurer Willenskraft lernte sie wieder laufen und sprechen. Heute noch hat sie eine starke Wortfindungsstörung (Aphasie) und benötigt eine ständige logopädische Betreuung, Ergotherapie und Krankengymnastik. Da sie, wie so viele Start-Ups nicht ausreichend versichert war, muss sie heute mit Krankenkassen, Rententrägern und Gesundheitspolitik um ihre Existenz kämpfen.
Das selbstlose Team um Anja Naumann-Jenssen hat sie vor dem sozialen Abstieg bewahrt und wurde durch den erschütternden Vorfall noch stärker zu einer big family verbunden.
Lesen Sie die bewegende Geschichte von Anja Naumann-Jenssen, einer toughen Frau, die nicht aufgibt, Ideen zu produzieren, und erfolgreich damit ist.
AVIVA-BERLIN: Frau Naumann-Jenssen, was haben Sie gefühlt, als Sie zum ersten Mal den Sampler gehört haben, der für Sie komponiert wurde?
Anja Naumann-Jenssen: Ich habe geweint. Ich wollte schon immer ein Label gründen, und jetzt hat mein Team es für mich gemacht.
AVIVA-BERLIN: Sie haben viel geschafft und erlebt. Es war keine leichte Zeit für Sie. Wie fühlen Sie sich heute?
Anja Naumann-Jenssen: Es ist eine neue Chance.
AVIVA-BERLIN: Sie haben zwölf Jahre bei PolyGram in der Funk- TV- und Presse-Promotion, danach beim Rundfunk als Event- und Musikredakteurin gearbeitet. Was hat Sie damals dazu veranlasst, sich mit all around music. Berlin selbständig zu machen?
Anja Naumann-Jenssen: Weil ich dachte, dass es besser ist. Ich habe Start Up gemacht. Ich war auch überzeugt, dass ich was Gutes auf die Beine stelle.
AVIVA-BERLIN: Was ist Ihnen heute, nach der Gehirnblutung, nach Koma und Krankenhaus das Wichtigste?
Anja Naumann-Jenssen: Wieder gesund zu werden und dann ordentlich zu feiern.
AVIVA-BERLIN: Wie sieht heute fast ein Jahr nach der Gehirnblutung Ihr Alltag aus?
Anja Naumann-Jenssen: Dienstags und donnerstags gehe ich ins Zentrum für ambulante Rehabilitation, zum Sport und Computerkurs, zur Aphasiker-Gruppe, dann noch zur Logopädin und zur Ergotherapie. Hinzu kommen noch viele Arzttermine. Am meisten nervt mich, dass ich nicht Auto fahren kann.
Heute ist alles 50 mal schwerer als früher...
AVIVA-BERLIN: Woher nehmen Sie Ihre Kraft?
Anja Naumann-Jenssen: Ich habe sie eben. Ich weiß nicht, woher sie kommt.
AVIVA-BERLIN: Wie sollte Ihrer Meinung nach die Gesundheitspolitik geändert werden?
Anja Naumann-Jenssen: Es müsste Extra-Versicherungen für Start-Ups geben.
Am schlimmsten sind die Kontingentierungen für Rezepte, ich bekomme drei mal eine halbe Stunde Logopädie und könnte zehn mal soviel gebrauchen, damit sich alles wieder entwickelt.
AVIVA-BERLIN: Haben Sie jemals vor der Gehirnblutung körperliche Probleme gehabt?
Anja Naumann-Jenssen: Nein, gar nicht.
AVIVA-BERLIN: Was würden Sie heute anders machen?
Anja Naumann-Jenssen: Ich habe ein typisches Managerinnenleben geführt, ca. 60 Zigaretten am Tag geraucht und an die 20 Stunden gearbeitet. Das war zuviel. Heute rauche ich nicht mehr...
AVIVA-BERLIN: Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus. Wie geht es weiter und was möchten Sie am liebsten als nächstes tun?
Anja Naumann-Jenssen: Erst mal eine Intensiv-Sprechtherapie. Und danach sieht bestimmt alles wieder etwas besser aus.
AVIVA-BERLIN wünscht Anja Naumann-Jenssen alles Gute!